Passengers – „Miss Sarajevo“ (1995)
Ein einmaliges Gipfeltreffen: U2 + Brian Eno (als Passengers) mit Luciano Pavarotti. „Miss Sarajevo“ verwebt Ambient-/Art-Pop und Rock mit einer operatischen Arie zum stillen Antikriegslied über den belagerten Alltag in Sarajevo. Zarte Streicher, zurückgenommener Groove, Bono als Erzähler – und Pavarottis Tenor als kathartischer Aufschwung.
Inhalt & Sound
Der Song reagiert auf eine reale Begebenheit: einen Miss-Wettbewerb als Akt des Widerstands während der Belagerung von Sarajevo („Don’t let them kill us“). Musikalisch führt eine schwebende, eno-typische Klangarchitektur in eine weit aufziehende Hook; Craig Armstrongs Streicher betten Bono, bevor Pavarotti das Finale wie ein Gebet trägt. Minimaler Beat, warme Pads, fokussierte Dynamik – Pathos ohne Kitsch.
Album & Veröffentlichung
„Miss Sarajevo“ erschien als einzige kommerzielle Single aus Original Soundtracks 1. B-Seiten waren u. a. „Bottoms (Watashitachi no Ookina Yume)“ und „Viva Davidoff“. Der Track wurde zunächst bei Pavarotti & Friends in Modena live vorgestellt und später auf U2-Kompilationen (z. B. The Best of 1990–2000) erneut verbreitet.
Chart-Performance
Deutschland
Offizielle Deutsche Charts: Höchste Platzierung #11 • In den Charts: 17 Wochen • Chart-Einstieg: 04.12.1995.
Vereinigtes Königreich
UK Singles Chart: Peak #6 • insgesamt rund 15–16 Wochen gelistet (Erstchart: 02.12.1995).
Schweiz
Schweizer Hitparade: Peak #10 • 11 Wochen.
Österreich
Ö3 Austria Top 40: Peak #22 • ca. 10 Wochen.
USA
Keine Notierung in der Billboard Hot 100 (Radio-Promo, keine kommerzielle US-Single).
Musikvideo
Regie: Maurice Linnane. Der Clip montiert die Modena-Liveperformance mit Szenen aus Bill Carters Sarajevo-Dokumentarfilm – inklusive der legendären Banner-Aufnahme „DON’T LET THEM KILL US“. Es existiert zudem eine Version, die fast ausschließlich Kriegs- und Pageant-Bilder zeigt (mit Carter-Credits).
▶️ „Miss Sarajevo“ – Offizielles Video (Pavarotti & Friends/Decca)
Fazit
Ein seltener, bewegender Crossover-Moment: „Miss Sarajevo“ macht Empathie hörbar – kammermusikalische Größe, Pop-Sensibilität und Opern-Glanz als stiller Widerstandssong der 90er.